Begründung der Jury
"In der wachsenden Stadt Leipzig kommt dem Bau von Schulen in den letzten Jahren eine besondere Bedeutung zu. Zum einen gilt es, dem infolge der Bevölkerungsentwicklung stark gestiegenen Raumbedarf Rechnung zu tragen und eine funktionierende, nutzerfreundliche Infrastruktur für die Bildung bereitzustellen. Zum anderen sollte gerade die Bauaufgabe Schule als ein derzeit eminent wichtiges und in die Zukunft gerichtetes Segment der Architekturproduktion Zeichen für einen sorgsamen Umgang mit dem Bestand und eine ressourcenschonende und klimafreundliche Bauweise setzen.
Der Ausbau der Apollonia-von-Wiedebach Schule zu einer fünfzügigen Oberschule für ca. 840 Schülerinnen und Schüler wird all diesen Anforderungen auf eine mustergültige Weise gerecht. Der unter Denkmalschutz stehende Bestandsbau wurde mit viel Fingerspitzengefühl durch einen Neubau ergänzt, der eine Mensa mit Küche und Foyer, Unterrichtsräume und die Schulbibliothek aufnimmt.
"Der in Holzhybridbauweise errichtete Viergeschosser tritt als eigenständiger Kubus in Erscheinung. Mit einem luftigen, gläsernen Verbindungsgang hält er Abstand zu dem aus der Kaiserzeit stammenden Altbau. Er nimmt aber dessen Traufhöhe auf und passt sich auch im Farbton den gelben Klinkerfassaden an. Dabei besteht die Verkleidung des Neubaus aus einem ganz anderen, in Leipzig bisher kaum verwendeten Material, mit dem die Architekten Mit zum Experiment bewiesen: Bis auf das großflächig verglaste Erdgeschoss bedecken warmtonige, handgespaltene Holzschindeln aus Lärchenholz die Wandflächen. Eine mit der Zeit zu erwartende Vergrauung des Holzes wird die Farbwirkung noch einmal verändern, aber der gelungenen Anmutung der Fassade keinen Abbruch tun.
"Der nachwachsende und klimafreundliche Baustoff Holz kam auch in der Gebäudekonstruktion und Gestaltung der Innenräume vielfach zum Einsatz. Die Bauwerksstruktur besteht weitgehend aus zum großen Teil sichtbaren Sperrholzplatten, auch die Treppe zwischen dem zweiten und dritten Obergeschoss ist in Holzbauweise errichtet. Die Holzflächen tragen wesentlich zur freundlichen, warmen Atmosphäre bei, die eine durchlichtete Großzügigkeit und zugleich zum Verweilen einladende, gemütliche Aufenthaltszone bietet. Zu den besonders gelungenen Elementen gehören die ebenfalls aus Holz bestehenden Fensterbänke mit vielen Sitzgelegenheiten und einem Blick auf den Schulhof.
Der Erweiterungsbau der Apollonia-von-Wiedebach-Schule setzt innovative Akzente in Gestaltung und Baukonstruktion. Gleichzeitig besticht er durch eine Dialogfähigkeit gegenüber dem Bauerbe in der Nachbarschaft, die wegweisend für das Bauen im Bestand wirkt. Auch deshalb verdient der Bau den Architekturpreis der Stadt Leipzig."